Gendern heute: Sechs Tipps zur Umsetzung für Text und SEO

Acki-1024
Christoph Ackermann
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Ärzte, Lehrer, Kunden, Schüler: In der deutschen Sprache war in der Vergangenheit aus Einfachheit und für die Lesbarkeit das generische Maskulinum Standard – und das zeigt sich auch in der Arbeitsweise der Suchmaschinen.

Bei Google, Bing & Co. ranken weibliche Bezeichnungen schlechter als männliche.

Sind Managerinnen, Sportlerinnen oder Influencerinnen deshalb aus SEO-Sicht tabu?
Oder verzichtest Du zugunsten der Geschlechtsidentität auf Traffic und Rankings?

Gerne gebe ich nachfolgend sechs Tipps zur Umsetzung des Genderns in Text und aus SEO-Sicht.

Grundsätzliche Überlegungen zum Gendern ?

Oft ist die Diskussion um gendergerechte Sprache sehr emotional und aufgeheizt.

Lass uns diesen Brennpunkt gleich beiseite legen - wir wollen hier für alle praktikable Tipps aufzeigen und Dir den Umgang damit näher bringen.
Die emotionale Diskussion über das «wie» und «warum» bringt uns in der Praxis nicht weiter.

Stattdessen sollte folgender Aspekt im Fokus stehen:

Sprache spiegelt das Denken unserer Gesellschaft wider, Sprache schafft unsere Realität. Sprache prägt unsere Wahrnehmung.

Studien haben belegt, dass Kinder im Grundschulalter das generische Maskulinum nicht begreifen und sich demnach häufig männliche Vertreter anstatt einer gleichberechtigten Vielfalt von Geschlechtern vorstellen.
Schon hier legen wir also durch unsere Sprache den Grundstein dafür, dass Frauen und queere Menschen unter dem Radar durchfliegen.

Die Sprache hat und wird sich auch immer weiterentwickeln und das Festhalten an alten Strukturen bringt uns nicht weiter.

Deshalb soll dieser Leitfaden praxisorientiert aufzeigen, wie wir damit umgehen und das Thema ohne grosses Tamtam angehen können.

1. Zielgruppe ?

Überlege Dir erstmal – wie so oft in der Kommunikation – wer denn Deine Zielgruppe überhaupt ist.

Wichtig ist: Nicht für alle Einsatzzwecke muss zwingend gegendert werden. Und die krampfhafte Anwendung des Genderns kann das Ziel auch völlig verfehlen. Einfach gendern, damit gegendert ist, ohne dass dies dann auch gelebt wird, bringt das Gegenteil der Grundidee.

Halte Dich im Zweifelsfall also an folgende zwei Fragen:

  • Wer ist Deine Zielgruppe?
  • Wie will Deine Zielgruppe angesprochen werden?

2. Identität ?

Damit der Einsatz von geschlechterneutraler oder inklusiver Sprache auch das gewünschte Ziel erreicht und Sinn macht, muss sich die absendende Person auch damit identifizieren können.

Lege also erst grundsätzlich fest, wie dies in der DNA deines Unternehmens – oder generell in der Kommunikation, die Du vertrittst – umgesetzt werden soll.

Binde dabei auch Dein Team ein. Wenn alle am gleichen Strang ziehen und das Thema auch leben, werden die Botschaften auch als authentisch wahrgenommen.

Was Du nicht willst, ist, dass zum Beispiel mitarbeitende Personen aus Deinem Unternehmen nach erzwungener Umsetzung von inklusiver Sprache genervt und emotional darauf reagieren.
Können sich jedoch mitarbeitende Personen mit dem Grundsatz identifizieren, stärkt dies die Authentizität und den Wert Deiner Marke.

3. Texte richtig gendern ?️‍?

Absatz am 3. November 2022 überarbeitet.

Sternchen, Binnen-I, Schrägstrich, Doppelpunkt - was ist denn nun korrekt?

Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine offiziellen Regeln für den korrekten geschlechterneutralen Sprachgebrauch. Auch das Gremium für deutsche Rechtschreibung hat sich im Jahr 2018 entschieden, die Sprachentwicklung vorerst zu beobachten und keine Empfehlungen auszusprechen. Keine klaren Regeln, aber viele Optionen: Dass Gendern vielen anstrengend vorkommt, überrascht aus dieser Perspektive nicht.

Ich persönlich mag den Doppelpunkt (z.B. Projektleiter:innen) sehr, da er den Lesefluss nicht so stark beeinflusst, wie andere Varianten.

Nach weiteren Recherchen und Gesprächen durfte ich aber feststellen, dass aktuell wohl doch das Sternchen (z.B. Autor*innen) als beste Variante gilt:

  • In einer repräsentativen Studie wurde von Menschen mit Beeinträchtigung für die barrierefreie Sprache das Sternchen klar bevorzugt
  • In der queeren und nichtbinären Community gibt es aktuell kritische Stimmen zum Doppelpunkt

Technische Tests mit Screenreadern haben aber ergeben, dass wohl beide Varianten (Doppelpunkt und Sternchen) funktionieren. Zudem ist auch die SEO-Seite noch zu berücksichtigen, worauf wir später noch eingehen.

Einmal mehr: Wer ist Deine Ziel- und Anspruchsgruppe und wie soll Deine Identität vertreten werden?

Was es aktuell gibt als Übersicht:

  • Doppelpunkt (z.B. Autor:innen)
  • Sternchen (z.B. Autor*innen)
  • Binnen-I (z.B. AutomechanikerInnen)
  • Gender-Gap (z.B. Lokführer_innen)
  • X-Form (z.B. Verkäufxs - konnte sich im Deutschen bis jetzt nicht etablieren)
  • Neopronomen (z.B. xier und sier)
  • Doppelnennungen (z.B. Mitarbeiter/-innen)

4. Inklusive Sprache ?

Für mich wird ein Text noch etwas besser, wenn wir statt nur zu gendern inklusive, neutrale Sprache verwenden.

Neben Kurzformen und Doppelnennungen können Sätze oft auch durch Umschreibungen genderneutral umformuliert werden.
Unsere Sprache hat diese Möglichkeiten bereits in der Vergangenheit angeboten.
Das erfordert ein bisschen Übung und Kreativität – am Ende steht aber ein gut lesbarer Text.

Neutrale Sprache kann Dir auch den Alltag schlicht vereinfachen:
Statt einer weiblichen und männlichen Vorlage für den Arbeitsvertrag führen wir nämlich nur noch eine Vorlage in neutraler Sprache :-)

Diese Varianten bieten sich zum Formulieren genderneutraler Texte an:

Partizipien

Beim Gendern mit Partizip Präsens wird das zugehörige Verb in der Verlaufsform (Gerundium) zum Substantiv.

Alte FormNeue Form
Alle Teilnehmer und TeilnehmerinnenDie Teilnehmenden
Alle Mitarbeiter und MitarbeiterinnenDie Mitarbeitenden

Adjektive

Statt das Substantiv zu gendern, kannst Du es auch in ein Adjektiv umwandeln – so wird es neutral.

Alte FormNeue Form
Frage Deinen Arzt um RatHole Dir ärztlichen Rat
Mitarbeitermitarbeitende Person

Wer und alle

Sätze können durch gegenderte Formen schnell lang werden – mit «wer» und «alle» sind Sätze kürzer und genderneutral.

Alte FormNeue Form
Der Mitarbeiter / die Mitarbeiterin, der/die abends zuletzt das Büro verlässt, macht bitte das Licht aus.Wer das Büro abends zuletzt verlässt, macht bitte das Licht aus.
Die Mitarbeiter:innen melden sich bitte im BüroDie Mitarbeitenden melden sich bitte im Büro

Direkte Anrede

Eine elegante Lösung: Sprich Deine Zielgruppe einfach direkt an.

Alte FormNeue Form
Kunden werden gebeten, Ihre Kontaktdaten ins Formular einzutragenBitte trage Deine Kontaktdaten ins Formular ein
Unterschrift des AuftraggebersDeine Unterschrift

Unpersönlich formulieren

Sparsam eingesetzt können auch unpersönliche Umschreibungen eine gute weitere gendergerechte Variante sein.

Alte FormNeue Form
Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen versammeln sich im SitzungszimmerDas Team versammelt sich im Sitzungszimmer
Unsere Techniker melden sich bei DirUnser technischer Support meldet sich bei Dir

5. Gendern und SEO - den Spagat schaffen ?

Nachdem grundsätzlich also viele Argumente für das Verfassen gendergerechter Texte sprechen, möchten wir das Thema aus der SEO-Perspektive betrachten.

SEO und inklusive Sprache müssen grundsätzlich zusammen gedacht werden.

Fakt ist: Google tut sich aktuell mit genderneutralen Keywords und Suchanfragen sowie auch der weiblichen Form schwer. Das liegt aber nicht an einer Abneigung der Suchmaschine gegenüber dem Thema. Der Algorithmus hängt vielmehr mit dem Suchverhalten der nutzenden Person zusammen. Noch gibt es also viele Suchanfragen zu Keywords im generischen Maskulinum und Google bildet dies ab.

Je schneller gendergerechte Sprache selbstverständlich wird, desto eher wird auch Google mit inklusiven Suchanfragen zurechtkommen.

Gendern im Web: «Projektleiter» als Beispiel

Als Beispiel betrachten wir das Keyword «Projektleiter». In der maskulinen Form liefert Google 20.1 Millionen Suchergebnisse aus. Die weibliche Variante «Projektleiterin» kommt hingegen nur auf 5.6 Millionen Suchergebnisse (Stand November 2022, Schweiz).

Gendern: Suchvolumen für Projektleiter und Projektleiterin
Suchergebnisse für Projektleiter und Projektleiterin

Betrachten wir das Suchvolumen, wird der Unterschied noch klarer. Projektleiter kommt auf durchschnittlich 1'000 Suchanfragen pro Monat, Projektleiterin gerade mal auf 50 Suchanfragen pro Monat.

Gendern: Suchvolumen für Projektleiter und Projektleiterin
Suchvolumen für Projektleiter und Projektleiterin

Noch schwieriger sieht die Situation für kreative Kurzformen mit Genderstern, Schrägstrich oder Unterstrich aus. Unterschiedliche Tests liefern hierzu leider keine eindeutigen Ergebnisse. Festhalten lässt sich:

  • Google deutet das Gendersternchen oft als Leerzeichen: aus „Projektleiter*in“ wird „Projektleiter in“
  • Den Unterstrich wie auch das Binnen-I interpretiert Google häufig als rein weibliche Form
  • Doppelnennungen der männlichen und weiblichen Form werden von Google oft in die maskuline Form korrigiert
  • Den Schrägstrich erkennt Google als männliche Form

Der Doppelpunkt als genderneutrale und SEO-konforme Lösung

Der Doppelpunkt konnte in Stichproben als genderneutrale und SEO-konforme Kurzform bestehen. Google erkennt dabei den Doppelpunkt sowohl als männliche als auch als weibliche Form und spielt für „Projektleiter:in“ sowohl Ergebnisse zum Keyword «Projektleiter» als auch für «Projektleiterin» aus.

Voraussetzung dafür ist aber, dass der maskuline Wortstamm vor dem Doppelpunkt für sich stehen kann.

Google versteht:

  • Grafiker:in
  • Ingenieur:in
  • Projektleiter:in

jedoch nicht:

  • Ärzt:in
  • Anwält:in
  • Kund:innen

Für Onlinetexte bietet sich der Doppelpunkt auch daher an, weil er (zumindest teilweise) barrierefrei ist: Screenreader lesen den Doppelpunkt als kurze Pause mit.

6. Drei Tipps für gendergerechte SEO-Texte ?

Zum jetzigen Zeitpunkt muss ein guter Text aus SEO-Perspektive nicht gegendert sein und es gibt noch keine eindeutigen Regeln, wie Google mit gegenderten Keywords umgeht. Diese Tipps helfen Dir, inklusive und erfolgreiche SEO-Texte zu schreiben:

  1. Genderneutrales Keywordset: Richte Deine Keywords nach dem Thema oder der Dienstleistung aus, statt auf die Person
  2. Mix der Methoden im Fliesstext: Um alle Keywords sowie genderneutrale Varianten zu berücksichtigen, mische einfach Doppelnennungen, Kurzform (idealerweise mit Doppelpunkt) und neutrale, inklusive Sprache im Text von Deinem Beitrag
  3. Die benutzenden Personen im Fokus: Deinen Content erstellst Du immer für die nutzenden Personen, nicht für Google. Entscheide Dich, wie Du als Unternehmen kommunizierst und wen Du erreichen willst.

Werkzeuge ?

Gerne gebe ich Dir nachfolgend einige Werkzeuge auf den Weg, die Dir bei der Umstellung helfen.

Alternative Formulierungen finden

Das Gender-Wörterbuch von Scribbr hift Dir, für Begriffe alternative Formulierungen zu finden:

Das Scribbr-Genderwörterbuch: https://www.scribbr.de/gendern/woerterbuch/

Keyword Analyse

Der Keyword-Planer von Google hilft Dir, Suchbegriffe zu analysieren:

Google Keyword Planer: https://ads.google.com/aw/keywordplanner/ideas/new

SEO Texte für Deine Inhalte

Wir schreiben für Dich gerne SEO-optimierte Texte für Deine Blogposts und Inhaltsseiten:

SEO Texte schreiben lassen: https://cubetech.ch/digital-marketing/seo/seo-texte-fuer-deinen-blog-schreiben-lassen/

Fazit ?

Einfach ist die ganze Thematik nicht. Aber wer sich nicht entscheidet, entscheidet sich eben auch.

Vieles im gesellschaftlichen Wandel spricht dafür, dass wir Sprache inklusiver gestalten werden in Zukunft und so das Thema in die Kommunikation einfliessen lassen.

Unternehmen können mit der bewussten Entscheidung für das Gendern ein Zeichen setzen:

Für eine offene Unternehmenskultur und progressive Geschäftsbeziehungen, die Vielfalt willkommen heissen.

TL;DR ?

Gendern hält Einzug in unsere Sprache. Entscheide Dich im Unternehmen, wie Du kommunizieren willst. Der Doppelpunkt funktioniert nebst neutraler Sprache am Besten für SEO und Screenreader.

Acki-1024

Artikel von

Christoph Ackermann

Vom Sa­ni­tärin­stal­la­teur zum Un­ter­neh­mer – das ist mein Wer­de­gang in einem Satz. Täg­lich be­strebt, Kun­den glü­ck­lich zu ma­chen und das In­ter­net auf den Kopf zu stel­len. Co­de­schnip­sel zum Früh­stück, be­rei­chern­de Mee­tings zur Mit­tags­pau­se und eine Bash zum Ein­schla­fen. Wenn mal nicht im Büro, dann ent­we­der im Se­gel­flug­zeug, in der Werk­statt unter einem Young­ti­mer oder mit Freun­den in der Stadt Bern an­zu­tref­fen.

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